Tierspuren entdecken
Bei ausgedehnten Spaziergängen höre ich häufig das Vogelgezwitscher und sehe auch die gefiederten Sänger, wie etwa Kohlmeisen, Eichelhäher oder Schwarzspechte. Begegnungen mit den scheueren Säugetieren, wie Biber, Füchse oder Rehe, sind tagsüber aber äußerst selten. Ihre arttypischen Fußabdrücke verraten aber einiges über ihre meist nächtlichen Aktivitäten im Wiener Prater.
Besonders nach Schneefällen bin ich sehr neugierig darauf, welche frischen Tierspuren sich im Neuschnee finden lassen und wo die Wildtiere überall aktiv waren. Dafür brauche ich gar nicht weit im Auwald suchen, denn selbst in Siedlungsnähe und auf stark genutzten Wegen lassen sich Spuren und Fährten entdecken. Damit man die einzelnen Fußabdrücke, die auch Trittsiegel genannt werden, erkennen kann, sieht man sie sich, genauso wie die gesamte Schrittabfolge, etwas genauer an.
Trittsiegel von Sohlengängern
Dachs und Biber treten beispielsweise wie wir Menschen mit der gesamten Sohle auf. Die Prankenabdrücke vom Dachs sind 4 bis 6 cm breit. Die fünf Zehenballen stehen bogenförmig in einer Linie vor dem Trittballen und sind meist genauso gut wie die bis zu 3 cm langen Vorderkrallen zu erkennen. Biber haben an den bis zu 18 cm langen Hinterfüßen Schwimmhäute zwischen ihren fünf Zehen, die hingegen an ihren relativ kleinen Vorderbeinen fehlen.
Zehengänger mit und ohne Krallen
Füchse und Steinmarder sind Zehengänger, bei ihren Trittsiegeln erkennt man gut die Krallen, Zehenballen und eine kleinere Fläche der Hauptballen. Füchse hinterlassen ovale Pfotenabdrücke mit vier sichtbaren Zehen. Marderspuren sind deutlich kleiner, rundlicher und zeigen manchmal die fünfte Zehe. Auf den ersten Blick ähneln sie schnell einer Katzenspur, doch im Vergleich haben Katzen einziehbare Krallen, die somit bei den Trittsiegeln nicht sichtbar sind.
Fährten von Zehenspitzengängern
Weiters gibt es Wildtiere, deren Beine im Laufe der Evolution so lang gestreckt wurden, dass sie nur auf zwei Zehenspitzen bzw. den Nägeln auftreten. Dazu zählen beispielsweise Rehe, Wildschweine und Rothirsche, die nur auf zwei sogenannten Schalen gehen. Zusätzlich haben sie weiter oben an ihren Beinen noch zwei Klauen, die Afterklauen, welche bei Wildschweinen mehr und bei Rothirschen sowie Rehen weniger stark in ihren Fährten sichtbar sind.
Natürlich hinterlassen die Wildtiere in der Natur nicht nur Fußabdrücke, sondern auch markante Bauwerke, Fraßspuren, Losungen und mehr. Vielleicht habt ihr ja einmal Lust an meinen geführten Wanderungen durch den Wiener Prater teilzunehmen und Euch selbst auf die Suche nach frischen Tierspuren zu begeben.